Männergesundheit: Was männliche Führungskräfte dazu sagen

Andrea Lawlor

Von der Internationalen Vereinigung für Männergesundheit (Global Action of Men’s Health – GAMH) mit Sitz in London wurde die „Internationale Woche der Männergesundheit “ initiiert. Sie zielt darauf ab, der Jungen- und Männergesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wir von 2care nehmen diese Initiative zum Anlass, die Experten persönlich zu fragen!

Vier Männer – Vier berufliche Hintergründe – Vier Blickwinkel

  • Peter Högerle: stellvertretender Schulleiter am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Oberhausen
  • Lutz Wagner: Abteilungsleiter Körperpflege & Medientechnik am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Oberhausen und Koordinator des Themas „Gesunde Schule“
  • Daniel Feigenbutz: Selbständiger Coach, Berater und Trainer (www.danielfeigenbutz.de)
  • Ingo Schürken: Gruppenleiter IT Betrieb, Commerz Direktservice GmbH, Duisburg

1. Frage: Was verbinden Sie/was verbindest Du speziell mit dem Thema Männergesundheit und was ist für Sie/für Dich der Unterschied zur Frauengesundheit?

Peter Högerle: Mit Männergesundheit verbinde ich Themen, die in Zusammenhang mit dem männlichen Körper stehen. Dazu zählen Wohlbefinden, körperliche und geistige Fitness, Gewicht, Sexualität, gesunde Lebensführung sowie psychische Gesundheit und mehr. Den Unterschied zur Frauengesundheit sehe ich zum einen in einem anderen Köper- und Gesundheitsbewusstsein, natürlich den anatomischen und physiologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau und nicht zuletzt in der Einstellung zum Thema. Gynäkologische und andere Vorsorgeuntersuchungen sind für Frauen viel selbstverständlicher als für Männer. Die Auseinandersetzung mit Gesundheit – vor allem mit mangelhafter Gesundheit, ist nach wie vor für viele, vor allem jüngere Männer ein Zeichen der Schwäche.

Lutz Wagner: Habe ich so noch gar nicht drüber nachgedacht. Wenn ich ein Klischee bemühen darf, so verbinde ich mit Männergesundheit eher den physischen und weniger den psychischen Aspekt (eine Ableitung von: „Indianer kennen keinen Schmerz“), bzw. – wie es Oliver Kahn so nett nach Beendigung des CL-Finales ausdrückte – „Heulen kann man doch auch in der Kabine.“

Daniel Feigenbutz: Bis ich diese Frage gelesen habe, habe ich da keinen Unterschied gesehen bzw. gemacht. Ich glaube, dass es für jeden Menschen individuell ist, wie er oder sie sich um seine Gesundheit kümmern sollte. Meine Vermutung ist, dass Männer sich eher um den Körper kümmern – ggf. aber auch beim Sport dann auf Leistung gehen, was nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist. Frauen sorgen eher für eine ausgeglichenere Psyche und möglicherweise auch mehr für den Zugang zur Spiritualität. Das entspricht auch meiner Erfahrung bei der Teilnahme an therapeutischen oder spirituellen Seminaren – dort melden sich 80 – 90 % Frauen an. Und ich denke, dass es hilfreich ist, eine gewisse Balance zwischen körperlicher und seelischer Gesundheit herzustellen – und das unabhängig vom Geschlecht.

Ingo Schürken: Ganz ehrlich? Ich habe mich bislang noch so gar nicht mit der Thematik „Männergesundheit“ auseinandergesetzt, nehme aber gern Deine Frage als Anlass, dies zu tun. Grundlegend gibt es meines Erachtens hinsichtlich der allgemeinen Gesundheit zwischen Männern und Frauen wenig Unterschiede. Die Unterscheidung fängt aber sicherlich allein bei der Physis an, geht über die gesellschaftliche Stellung, die sozialen und beruflichen Kontakte, bis hin zur Partnerschaft bzw. Ehe und das daraus erwachsende Gefüge. Sicherlich wird auch ein Unterschied darin bestehen, wie achtsam und sensibel man mit seiner eigenen Gesundheit umgeht. Ich bin fast sicher, dass Frauen im Durchschnitt weniger fahrlässig mit ihrer eigenen Gesundheit umgehen, als es Männer tun. Das mag an der tendenziell höheren Risikobereitschaft der Männer liegen.

2. Frage: Welche wertvolle Erkenntnis haben Sie/hast Du aus schmerzvollen bzw. herausfordernden Erfahrungen gewonnen?

Peter Högerle: Sich Hilfe bei psychischen Belastungen oder Erkrankungen wie Depression, Burnout etc. zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Ein gebrochenes Bein ist gesellschaftlich akzeptiert, wird eingegipst und verheilt. Eine gebrochene Seele hingegen, eingeschränkte Leistungsfähigkeit etc. wird nach wie vor viel zu häufig als Schwäche des Einzelnen abgetan und ist negativ behaftet. Sich seinen Problemen auch und/oder gerade mit professioneller Unterstützung zu stellen, stärkt die Persönlichkeit und die Resilienz. Verfahren wie z.B. Hypnotherapie (medizinische Hypnose; der Patient wird bei seiner inneren Lösungsfindung vom Therapeuten begleitet. Der Therapeut gibt KEINE Lösungsimpulse von außen!) sind noch viel zu wenig bekannt

Lutz Wagner: Die am Schreibtisch verbrachte Zeit steht manchmal nicht im richtigen Verhältnis zu den erzielten Ergebnissen, heißt: Manchmal geht nicht mehr und man muss die Gelassenheit haben, die Dinge ruhen zu lassen für einen Neustart (sehr !! schwierig).

Daniel Feigenbutz: Dass es wichtig ist, mich mit mir zu beschäftigen und herauszufinden, welche Bedürfnisse ich habe und wie ich sie mir erfüllen kann. Das ist nicht immer ganz einfach, weil es auch in die Tiefe geht, aber es lohnt sich – und es ist vor allem nicht egoistisch, an mich selbst zu denken. Denn je besser es mir geht, umso besser geht es auch meinem Umfeld.

Ingo Schürken: Die wertvollste Erkenntnis war sicher, dass allein in Achtsamkeit ein großer Anteil zur Gesunderhaltung steckt. Sich immer wieder zu fordern (oder fordern zu lassen) ist sicherlich in allen Lebensphasen wichtig und richtig, aber es muss auch entsprechende Erholung geben. Stichwort „Work-Life-Balance“. Man(n) kann nicht dauerhaft „überpacen“. Es kann und muss m.E. in Phasen hoher Anforderungen dazu führen, sich wieder ein Stück zurückzunehmen – auch wenn man als Mann eher dazu tendiert, keine Schwächen zu zeigen. De facto ist es aber in meinen Augen eine Stärke, genau das in solchen Momenten oder Phasen zu tun und sich auf seine tatsächliche Leistungsfähigkeit zu besinnen.

3. Frage: Welches sind Ihre/Deine drei Erfolgsfaktoren, um gesund und arbeitsfähig zu sein/zu bleiben?

Peter Högerle: Sich seinen Problemen stellen, eine gelingende Partnerschaft im Privaten bzw. ein gutes Arbeitsklima sowie eine gesunde Lebensführung mit ausreichend gutem Schlaf, gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung.

Lutz Wagner: 1. Gesunde Ernährung (halte ich nicht ein), 2. Bewegung, 3. Familie geniessen (Entspannung!)

Daniel Feigenbutz: 1. Meditation, 2. gute Gespräche, die mich erfüllen, 3. meinen Tag nicht zu voll zu pfropfen und genug Pausen einzubauen – und zwischen Terminen genug Puffer zu lassen, damit ich nicht vom einen zum anderen hetzen muss

Ingo Schürken: Wie gesagt: Den Akku nicht zu leer werden lassen. Wie war das mit dem Energie-Fässchen noch gleich? Immer dafür sorgen, dass Ab- und Zuflüsse sich in einem gesunden Bereich bewegen. Weiterhin ist körperliche Fitness ein Erfolgsfaktor. Dafür mache ich gerade mal wieder zu wenig, aber die Teilnahme an der Global Challenge spornt an! Schlussendlich ist es die Familie und ein sehr guter Freund. Hier finde ich den meisten Halt, den ich einfach brauche, um gesund und fit zu bleiben.

Gesundheit geht uns alle an Und jetzt bist Du dran: Was sind Deine Antworten auf diese Fragen? Egal, ob Mann oder Frau – hast Du Dir diese Fragen schon mal ins Bewusstsein gerückt? Denn eins ist ja klar: Gesundheit geht uns alle an und wir haben nur diese eine! Aber was genauso klar ist: Wir können ein Leben lang unsere Gesundheit gestalten, aus Situationen und Erfahrungen lernen, neue Erkenntnisse integrieren und gesunde Veränderungen anstoßen!

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