Wie du klar, verständlich und effektiv kommunizierst – Fallstricke und Lösungen

Andrea Lawlor

Neulich unterhielt ich mich mit einer Coaching-Kollegin über Fallstricke in der Kommunikation. Wir teilten die Erfahrung, dass unklare Ansagen, Missverständnisse, mangelnde Wertschätzung und Unkonzentriertheit die Verständigung oft unnötig erschweren. Außerdem waren wir uns einig, dass Humor ein geeignetes rhetorisches Vehikel sein kann, um komplexe Inhalte locker, aber nicht unseriös zu transportieren. Übertreibung veranschaulicht! In diesem Sinne erhältst du hier Impulse zum Thema „Wie du als Führungskraft die Kommunikation so richtig vor die Wand fährst – die häufigsten Fallstricke und wie du sie, wenn du willst, zukünftig vermeidest“.

Fallstrick 1:

Sei mit deinen Gedanken ganz woanders – und zwar möglichst demonstrativ! Scrolle im Gespräch mit einem Teammitglied gelegentlich durch dein Tablet, wippe mit dem Fuß, schaue häufig auf die Uhr oder aus dem Fenster, aber niemals deinem Gegenüber in die Augen. Nutze dessen Sprechpausen, um einen Monolog zu beginnen, in dem es vor allem um dich selbst geht.

Lösung: Höre gut zu 

Richtiges Zuhören ist eine Kunst. Aber auch ein Handwerk, das du lernen kannst. Es geht dabei nämlich – aufmerksame Verfolger*innen meines Blogs ahnen es schon – vor allem um Achtsamkeit. Zum achtsamen Zuhören habe ich bereits diesen Artikel veröffentlicht. Sein Inhalt in aller Kürze: bewusstes Atmen, eine wertschätzende Begrüßung und ein fokussierter Gesprächsstart sind wichtige Bausteine gelungener Kommunikation.

Fallstrick 2:

Achte darauf, dass dein Redeanteil möglichst groß ist. Sprich munter drauflos, lass schnell alles raus, was du zu sagen hast, dein*e Gesprächspartner*in wird dich schon richtig verstehen. Missverständnisse? Kann nicht sein. Wenn doch, liegt es daran, dass dein Gegenüber nicht richtig zuhört oder nicht in der Lage ist, das Gesagte zu begreifen.

Lösung: Frag nach

Wir alle kennen das Gesprächsmuster Hast-du-gesagt – Hab-ich-aber-so-nicht-gemeint – Hab-ich-aber-so-verstanden – nein – doch – nein – doch. Vorsicht Falle! Dieses Kommunikations-Ping-Pong lässt sich zum Glück ganz einfach durchbrechen: nämlich dadurch, dass du dich immer wieder rückversicherst, ob der/die andere dich so verstanden hat, wie du es gemeint hast. Zum Beispiel durch gezielte Fragen: „Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“ oder Aufforderungen: „Bitte sag mir, wenn etwas unklar geblieben ist.“ Auch in größeren Meetings kannst du Fragen zur Rückversicherung stellen und erst weitermachen, wenn wirklich alle zustimmend genickt haben: „Kann ich bei diesem Projekt auf eure Unterstützung zählen?“. Du darfst sogar so weit gehen und dir in solchen Situationen nicht nur ein eindeutiges Kopfnicken, sondern ein klar hörbares „JA“ abholen.

Fallstrick 3:

Bleibe so unverbindlich wie möglich, leg dich bloß nicht fest. Benutze viele Konjunktive und beginne Sätze mit „Man müsste mal …“. Formuliere Anweisungen möglichst nebulös. Lange Schachtelsätze sind dabei sehr hilfreich. Auf diese Weise kannst du sicher sein, dass dein Team nach dem Meeting im Flur steht und fragt: Hat jemand verstanden, was wir jetzt machen sollen?

Lösung: Sei verbindlich

Für das Arbeitsklima und die Motivation der Mitarbeitenden ist ein solches Verhalten natürlich verheerend. Viel besser: Klar und transparent sprechen. Dein Team erwartet von dir als Führungskraft verständliche Informationen oder klare To Dos und die sollte es auch bekommen. Als Führungskraft ist Verlässlichkeit schließlich eine deiner wesentlichen Stärken. Daher mein dringender Rat: Also: Stehe zu deinem Wort und halte dich daran!

Fallstrick 4:

Vorbereitung ist für Anfänger und Spießer! Als Topkraft schüttelst du sowas Banales wie Gesprächsführung doch aus dem Ärmel, oder? DENKSTE!

Lösung: Bereite dich vor

Meine Erfahrung ist eine andere. Eine Klientin erzählte mir neulich, dass sich ihr Chef in Meetings häufig in Nebensächlichkeiten verliert. Die wirklich wichtigen Dinge lässt er dann zwischen Tür und Angel – beim flüchtigen Treffen auf dem Flur – verlauten. Missverständnisse sind vorprogrammiert und wichtige Fragen bleiben ungeklärt.

Wenn du das vermeiden möchtest, bereite dich gut auf Gespräche vor, mach dir Notizen über die wichtigsten Inhalte und plane den Ablauf. So kannst du dir sicher sein, dass du alle relevanten Themen besprichst und am Ende alle Teilnehmenden auf Stand sind und wissen, was zu tun ist.

Übrigens, auch wenn es oldschool klingt: Mach dir handschriftliche Notizen. Das zwingt dich, präzise und direkt zu formulieren, ganz ohne Lösch- oder Kopiertaste 😉

Fallstrick 5:

Wie es deinen Teammitgliedern geht? Woher sollst du das denn wissen? Und vor allem warum? Hier wird schließlich professionell gearbeitet, da kann man auf Gefühle und Befindlichkeiten Einzelner wirklich keine Rücksicht nehmen … NOCHMAL DENKSTE!

Lösung: Zeige echtes Interesse

Der Punkt müsste ‚eigentlich‘ am Anfang des Artikels stehen, denn eine der wichtigsten Fragen, die du deinen Mitarbeitenden stellen solltest, lautet: „Wie geht es dir?“ Fakt ist: Wenn du kein ehrliches Interesse an deinem Team hast bzw. entwickeln kannst, taugt deine Führung nicht viel. Das ist die bittere Wahrheit. Denn du trägst Mitverantwortung dafür, dass sich alle im Team wohlfühlen. Deine Aufgabe ist es schließlich, das Beste für jede*n Einzelne*n rauszuholen und unterm Strich die bestmögliche Arbeitsleistung zu erzielen. Also nimm dir bewusst Zeit und frag nach, wie sich die Leute fühlen, was sie bewegt, was sie für ihre Arbeitsfähigkeit brauchen und höre dir interessiert die Antworten an.

Das Dilemma der Missverständnisse

Kannst du dich in dem Artikel wiederfinden? Wenn ja, kann es daran liegen, dass die Impulse im Wesentlichen auf den Erkenntnissen des österreichischen Verhaltensforschers Konrad Lorenz beruhen, der das kommunikative Dilemma vor vielen Jahrzehnten so ausgedrückt hat:

Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.

Leider fallen wir diesem Dilemma häufig zum Opfer. Wie oft nehmen wir an, nur weil wir etwas gesagt haben, setzt der/die andere es auch um? Die gute Nachricht lautet: wenn jeder einzelne Schritt die Ursache für eine misslungene Kommunikation sein kann, steckt in ihm auch gleichzeitig die Lösung. Dazu scrolle gern nochmal zurück auf Anfang😊.

Da ich für mich persönlich das Motto habe „Lebe, was du lehrst“, achte ich in all meinen Coachings, Seminaren und Workshops darauf, dass ich nicht selbst über die genannten Fallstricke stolpere. Das Feedback der Teilnehmenden zeigt mir immer wieder, wie wichtig es ist, ein Bewusstsein für die eigene Kommunikation zu entwickeln und sich darüber auch auszutauschen. Ein unverstellter, neutraler Blick von außen – also von jemandem, der weder im Teamgeflecht noch in den Führungsstrukturen des Unternehmens steckt – kann dabei sehr hilfreich sein. Das erlebe ich bei der Arbeit mit meinen Kundinnen und Kunden jeden Tag.

Zum Thema gesunde Führung und Kommunikation biete ich neben individuellen Coachings verschiedene Inhalte und Formate an. Schaue dich gerne hier um!

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