Sind Führungskräfte die neuen Buhmänner, die im Spannungsfeld zwischen Unternehmensleitung und anspruchsvollen Mitarbeitenden kaum etwas richtig machen können? Wir sagen: Nein, das ist ein Denkfehler! Je mehr Führungskräfte selbstbewusst eigene Entwicklunsräume einfordern und für ihre eigenen Bedürfnisse einstehen, desto besser gelingt die Führung.
Gestern wie heute haben Führungskräfte eine hohe Strahlkraft bei allem, was sie tun und vor allem WIE sie es tun. Und genau dieses WIE gilt es aufgrund der beschriebenen Veränderungen neu auszurichten. Führungskräfte sind heute mehr denn je Beziehungsmanager. Tag für Tag gestalten sie Beziehungen von Mensch zu Mensch. Und sie prägen damit jeden Tag aufs Neue ihr Arbeitsumfeld:
- mit der Art, wie sie den ihnen anvertrauten Menschen begegnen.
- dadurch, wie, was und wann sie kommunizieren.
- und auch dadurch, inwiefern sie mit Fehlern umgehen und welche Prioritäten sie setzen.
Und ja, ein gewisses Buhmann-Potenzial ist nicht abzustreiten! Das belegen gerade auch verschiedene Studien, von denen wir zwei Kernaussagen an dieser Stelle herausheben möchten:
- Gallup Engagement Index 2016: Die Produktivität der Mitarbeitenden hängt in erster Linie vom direkten Vorgesetzten ab.
- #whatsnext-Studie: Führungskräfte sind die größte Stellschraube für gesunde Arbeit 4.0.
Die übliche Presseberichterstattung nutzt diese Studienergebnisse, um mit dem Finger auf alle Führungskräfte zu zeigen und sie kollektiv zu Buhmännern und -frauen zu erklären. Endlich sind die Schuldigen für die Misere in vielen Unternehmen gefunden!
Stopp! Denkfehler!
- Denkfehler Nr. 1: Selbstverantwortung ist das Stichwort! Wer immer nur seinen Chef oder seine Chefin für die miese Stimmung und die schlechten Zahlen verantwortlich macht, darf sich auch an die eigene Nase packen. Es ist zu eindimensional gedacht, den Erfolg ausschließlich von den Führungskräften abhängig zu machen. Und daraus folgt dann direkt:
- Denkfehler Nr. 2: Statt auf die Führungskräfte einzuschlagen, sollten wir lieber fragen: Was tut das Unternehmen, um seinen Führungskräften überhaupt gesunde Führung zu ermöglichen? Gibt es eine Kultur des Ich-darf-mich-auch-um-mich-selbst-kümmerns? Fordert das Unternehmen ausschließlich, oder öffnet es den Führungskräften individuelle Entwicklungsräume? Und nicht zuletzt: wie sieht es mit der obersten Unternehmensführung aus? Was wird von oben vorgelebt?
Die entscheidende Frage ist daher aus unserer Sicht: Was können Führungskräfte tun, um ihre enorme Einflussmöglichkeit positiv zu nutzen? Nein, es braucht dazu nicht das dreiundzwanzigste Management-Tool und auch keine neuen Personalinstrumente. Es braucht vor allem eins: das (Selbst-) Bewusstsein, dass gesunde, menschliche Führung bei sich selbst anfängt, denn: Nur wer sich selbst gesund führt, kann auch andere gesund führen, fördern und entwickeln!
ICH – DU – WIR: Der Dominoeffekt gesunder Selbstführung
Was so banal klingt, erfordert in vielen Fällen ein echtes Umdenken. Es braucht die innere UND äußere Erlaubnis, dass ich mich als Führungskraft auch um mich selbst kümmern DARF. Dass ich nicht nur für andere da bin, sondern vor allem auch für mich selbst. Warum? Weil SELBSTFÜHRUNG und SELBSTVERANTWORTUNG wie ein Domino-Effekt wirken:
- dadurch spüren auch die Mitarbeitenden, dass sie sich gut um sich selbst kümmern dürfen und somit Verantwortung für sich und fürs Team übernehmen.
- dadurch erkennt die Führungskraft ihre eigenen Potenziale, was ausschlaggebend ist, um den Blick für die Möglichkeiten des Teams zu öffnen.
- dadurch entsteht ein Gefühl von gemeinsamer Verantwortung – für die Menschen, für die gemeinsamen Ziele und damit für das Unternehmen.
Und ist es nicht das, was sich alle Unternehmensleitungen wünschen?