Der Lehrer:innenberuf ist vielfältigen Belastungen ausgesetzt, schon die Medien sind voll davon: Marode Infrastruktur, Lehrermangel, Digitalisierung, große Klassen u.v.m. Umso wichtiger ist es, genauer hinzuschauen, wie Lehrer:innen sich selbst stärken können, um diese Wogen des Alltags gesund zu meistern.
In unserer Blogreihe „Lehrer:innengesundheit“ haben wir Dich mitgenommen in die Realität heutiger Lehrerinnen und Lehrer. Vier Lehrerinnen verschiedener Schulformen aus NRW haben uns dafür einen sehr ehrlichen Einblick in die Herausforderungen ihres realen Lehralltags gewährt. Dabei ist folgender Zusammenhang deutlich geworden: Lehrer:innengesundheit ist ein individueller Spagat aus inneren Ansprüchen und äußeren Anforderungen & Rahmenbedingungen.
Das Spannungsfeld
Lehrerinnen und Lehrer bewegen sich in einem differenzierten Spannungsfeld. Sie haben auf der einen Seite mit ihren eigenen inneren Kräften zu tun, etwa in Form der eigenen Erwartungen an die Erfüllung der Lehrtätigkeit und an die Erwartungen der/dem Einzelnen gegenüber.
Auf der anderen Seite sind Lehrer:innen äußeren Rahmenbedingungen ausgeliefert, etwa in Form schwieriger Arbeitsbedingungen wie sehr großer Klassen (bis zu 33 Schüler:innen) und ein extrem hoher Lärmpegelinder Klasse und auf dem Schulhof. Auch die sogenannten „Helikopter-Eltern“ können zu einer echten Herausforderung werden, da die Auseinandersetzung mit fordernden oder gar drohenden Eltern die Lehrer:innen in einer gesunden Entscheidungsfähigkeit hemmt.
Die Verantwortung für sich selbst neu entdecken
Um als Lehrer:in gesund durch diesen anspruchsvollen, sich stetig wandelnden Schulalltag zu kommen, ist es essentiell, sich seiner eigenen Handlungsspielräume bewusst zu werden und für diese Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet auch, sich immer wieder zu fragen, und auch bewusst zu entscheiden, welche Faktoren ich überhaupt beeinflussen kann – und welche nicht? Wohin gebe ich meine Energie – und wohin nicht? Und welche meiner eigenen Ressourcen unterstützt mich auf meinem Weg?
In Ansatz der positiven Psychologie gibt es für die Entwicklung dieses Bewusstseins einen Begriff: Selbstwirksamkeit. Sie impliziert das Wissen und den Glauben daran, dass jeder Mensch mit einem Gesamtpaket von Fähigkeiten ausgestattet ist, um die Herausforderungen des Lebens gesund zu bewältigen.
Kennst Du Deine Fähigkeiten?
Entscheidend dabei ist: Kennst Du all diese Fähigkeiten? Bist Du im Kontakt mit diesen? Kannst Du sie aktiv nutzen, um die individuelle Situation für Dich stimmig zu meistern?
Wenn Du als Lehrer:in tätig bist, dann fällt Dir vielleicht auf, wie oft Du einen großen Teil Deiner Kraft für mangelnde äußere Umstände hergibst. (Übrigens kannst Du das gerne in einigen Bereichen auch auf Deine Situation übertragen, wenn Du andere berufliche Wege gehst). Manchmal ist das mehr als nachvollziehbar, denn teilweise werden die Grenzen des Aushaltbaren mehr als überschritten. Und dann muss gehandelt werden!
In vielen anderen Fällen ist es nicht immer so grenzwertig. Die Konsequenz ist es jedoch dauerhaft schon, denn die abgegebene Kraft fehlt Dir, um Deinen eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht zu werden: Für Erholung und Freizeit zu sorgen, gesund Pause zu machen usw. Solange Du in diesem Kreislauf „feststeckst“, bist Du wie fremdgesteuert und machst Dich/Dein Wohlbefinden/Deine Gesundheit quasi zu einem (mehr oder weniger großen) Teil von den äußeren Rahmenbedingungen abhängig.
Wie kannst Du also mehr bei Dir bleiben, Deine eigenen Ressourcen besser kennen- und schätzen lernen? In Teil 2 der Reihe „Gesund als LehrKRAFT“ verraten wir es Dir!