Ein effizientes Werkzeug zu mehr Achtsamkeit ist die Meditation. Mittlerweile ist wissenschaftlich bewiesen, dass eine tägliche Meditationspraxis sich äußerst positiv aufs Gehirn auswirkt. Bloß: Wie damit starten? Das starre Befolgen von Regeln oder Meditationsanleitungen hilft Dir hier leider nicht weiter. Denn viel wichtiger ist ein Faktor: Mit welcher Einstellung du an deine neue Achtsamkeitspraxis herangehst!
In der Hirnforschung wird Meditation in erster Linie als ein mentales Training verstanden, um die SELBSTWAHRNEHMUNG und die SELBSTREGULATION zu verbessern. Durch Meditation trainieren wir unser Nervensystem. Der Hippocampus – die zentrale Region im Gehirn, die das Empfinden von Stress steuert – verändert sich massiv bei regelmäßiger Meditationspraxis.
So haben einschlägige Längsstudien bewiesen, dass sich bspw. bereits nach einem 8-wöchigen Training (bei täglicher Meditationspraxis von bspw. 30 – 45 min) die graue Substanz im Hippocampus signifikant verdichtet. Eine Struktur, die umgekehrt bei Dauerstress durch einen hohen Cortisolspiegel dauerhaft geschädigt werden kann.
Indem wir einfach mal nichts tun, tun wir also enorm viel dafür, uns selbst wahrzunehmen und uns selbst mit unseren Gefühlen, Gedanken zu regulieren. Damit sorgen wir dafür, dass wir unsere KURVENKOMPETENZ – also das gesunde Durchschreiten der Täler und das Wahrnehmen der persönlichen Gipfelerfahrungen unseres Lebens – weiterentwickeln. Genau diese Entwicklung stärkt uns und hält uns Menschen dauerhaft gesund – vor allem mental und emotional!
Erfolgsfaktor 2: Achtsamkeit ist Einstellungssache!
Wenn Du jetzt loslegen möchtest und sagst: „Alles klar, los geht’s mit der Meditation“, dann haben wir hier vorab noch einen kleinen, aber feinen Hinweis für Dich: Die positive Wirkung der Achtsamkeitsmeditation und der achtsamen Lebenspraxis wird ganz erheblich von unserer inneren Einstellung beeinflusst.
Das starre Befolgen von Rezepten und Anweisungen reicht nicht aus, damit sich die heilende, gesunde Kraft entfalten kann. Jon Kabat-Zinn, der Begründer des mittlerweile weltberühmten MBSR Achtsamkeitstrainings (Mindfulness-Based Stress Reduction), hat dazu die sieben Säulen der inneren Einstellung als elementare Grundlage der Achtsamkeitspraxis aufgemacht:
- Nicht-Urteilen
- Geduld
- Anfängergeist
- Vertrauen
- Nicht-Erzwingen
- Akzeptanz
- Loslassen.
Alle sieben Achtsamkeitsqualitäten tragen in ihrer Gesamtheit zu einer offenen und konstruktiven Haltung sich selbst und dem Leben gegenüber bei. So schulen wir uns über die innere Haltung der achtsamen Lebenspraxis darin, uns selbst in jedem Moment wohlwollend zu begegnen.
Auf die ersten beiden Grundhaltungen möchten wir an dieser Stelle gerne einen genaueren Blick werfen, denn diese hindern uns ganz gerne einmal daran, JETZT zu sein.
Nicht-Urteilen
Wie das Wort schon sagt, liegt hier die Qualität darin, sich selbst gegenüber eine neutrale, urteilsfreie Position einzunehmen. Dabei kann uns die Rolle eines neutralen, inneren Beobachters unterstützen. Dieser tut nichts anderes, als zu beobachten was geschieht, einschließlich unserer Reaktionen darauf.
Wenn unser Geist also einmal wieder dabei ist, Urteile zu fällen, so geht es nicht darum, diese zu stoppen. Nein, es geht vielmehr darum, sich ihrer bewusst zu werden und in diesem Moment zu erkennen, dass dies geschieht und dann NICHT darüber zu urteilen, im Sinne von „Oh nein, schon wieder im Bewertungsmodus unterwegs“, sondern: Einfach wahrnehmen, was in diesem Augenblick geschieht.
Kleine Praxisübung für den Alltag: Nimm Dir am Tag immer wieder mal in paar Minuten Zeit, um Dir Deiner Urteile bewusst zu werden, betrachte Sie, als ob Sie auf einem Silbertablett lägen. Es braucht dabei kein Sortieren oder Wegschieben dieser Wahrnehmungen – einfach nur aufmerksam beobachten – ohne zu bewerten! So trainierst Du zum einen Deine Wahrnehmung, wann und wie Du in Deinem Bewertungsmodus unterwegs bist und zum anderen kannst Du Deinen inneren Beobachter schulen.
Geduld
Ja, die liebe Geduld. Diese Achtsamkeitsqualität hat es in sich, denn in unserer so schnelllebigen Zeit sind wir es gewohnt, dass die Dinge zack-zack gehen und uns sekündlich neue Informationen zur Verfügung stehen. Ist das jedoch das gesunde Tempo, um das eigene Leben gegenwärtig wahrzunehmen?
Uns fehlt heute oftmals die Verbindung zu dieser Qualität. Umso wichtiger, den Kontakt wieder aufzunehmen: Geduldig sein mit uns selbst und mit den anderen ist eine wesentliche Säule der achtsamen Lebenspraxis, denn: Alles hat und braucht seine Zeit, bis es sich entfalten kann.
Die Natur macht es uns an unzähligen Beispielen vor – sie nimmt sich im Winter ihre Zeit zur Regeneration, um im Frühjahr aus voller Kraft neu zu erblühen.
Kleine Praxisübung für den Alltag: Werde Dir Deiner Ungeduld im Alltag bewusst. Immer, wenn Du Signale des Körpers wahrnimmst (z.B. Trommeln mit den Fingern) oder Kommentare im Geist („Jetzt mach doch mal hinne…“), dann halte kurz an und frage Dich:
- Warum bin ich gerade so in Eile?
- Was möchte ich beschleunigen oder in Gang bringen?
Sei dabei aufmerksam, welche Antworten auftauchen und nimm diese einfach wahr! Außerdem hilft es, immer wenn die Ungeduld merklich um die Ecke biegt, sich über das Atmen in den gegenwärtigen Augenblick fallen zu lassen – dazu einfach dreimal durch die Nase tief ein- und ausatmen!
Viel Freude beim Experimentieren und viele Momente der wachen Aufmerksamkeit!
P.S: Wenn Du beim Lesen Lust bekommen hast, Deine Kurvenkompetenz in wenigen Minuten ganz aktiv zu trainieren, dann findest Du hier auf dem LehrHelden-Podcast eine wunderbare kurze Atemübung dazu. Viel Spaß damit!